Einleitung, Begriffsdefinition

1. Einleitung

Traditionelle Baukulturen können als soziales und kulturelles Gedächtnis einer Gemeinschaft verstanden werden. Traditionelle Bauweisen kennzeichnen unter Einsatz ortstypischer Baumaterialen und daraus resultierender Konstruktionen in allen Teilen der Erde an soziale und klimatische Gegebenheiten angepasste Bauformen, die auf einem Verflechtungszusammenhang von klimatischen Gegebenheiten, bauphysikalischem Verständnis und kollektiven Erfahrungen beruhen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich unterschiedlichste Kulturen entwickelt, die bis heute einen erheblichen Einfluss auf die Bauweise im jeweiligen Land haben. Neben den klimatischen Bedingungen spiegeln sich geschichtliche Entwicklungen sowie Religionen in der Bauweise wider. Obwohl den Baumeistern nur beschränkt Materialien sowie bauliche und technische Möglichkeiten zur Verfügung standen, sind die traditionellen Bauten den Lebensbedingungen optimal angepasst. Während früher die Menschen die Bauweise einer Region nicht in eine andere übertrugen, hat sich die heutige Bauweise oft von diesem Grundsatz entfernt. Dabei führt die fehlende soziokulturelle Anpassung der Bauweise oft zu einer Ablehnung der Gebäude.

Inwiefern die soziokulturellen Eigenschaften einer Gesellschaft Einfluss auf die Bauweise im jeweiligen Land gehabt haben könnten, wird in den folgenden Kapiteln näher betrachtet. Exemplarisch sollen anhand traditioneller Bauten aus China und Marokko die Darstellungen und Abhandlungen dieses Lehrmanuskripts untermauert werden.